Beziehung zwischen digitalen und physischen Körpern ausloten
Hybrid Bodies1
Hybrid Bodies2
Hybrid Bodies3
Förderliches Umfeld für Peer-to-Peer-Lehre und aktives Lernen
Studierenden-Workshop-Reihe
Hybrid Bodies
Wann
13. und 22. März, 7. Mai 2024
Wo
Studio Masterstudiengang Design & Computation, Straße des 17. Juni 135 an der TU Berlin
Art/Umfang
Drei halbtägigen Kurzworkshops
Studierende / Studiengänge
transdisziplinär für UdK Studierende
Beteiligung InKüLe
Konzeption, Workshop Betreuung, technische Unterstützung und Organisation von Veranstaltungsräumen
Begleitet von
Fang Tsai, Franz Siebler
Text
Sabine Huschka, Anastasia Putsykina (deutsche Übersetzung), Franz Siebler, Fang Tsai
Konzeption der studentischen Workshops:
Körper in physischen und digitalen Welten
Anfang 2024 initiierte InKüLe über eine erste Ausschreibung eine für und von Studierenden durchgeführte Workshop-Reihe mit dem Titel Hybrid Bodies. Die Ausschreibung richtete sich auf eine konzeptionell verankerte Überschneidung künstlerischer Ausdrucksmittel wie Stimme und Körper im Kontext zu digitalen Medien und warb für innovative Vorschläge von Studierenden und Absolvent:innen der UdK Berlin. Idee hierzu war, den Studierenden eine Plattform zu geben, ihre eigenen künstlerischen Interessen mit anderen Studierenden zu teilen, sie gemeinsam zu erforschen und praktische Erfahrungen in der Gestaltung und Durchführung von Workshops zu sammeln. Die ausgesuchten studentischen Lehrenden arbeiteten gemeinsam mit Mitarbeiter:innen von InKüLe an der Strukturierung des Workshops wie etwa der Gestaltung des Arbeitsablaufs oder des Zeitrahmens für den Workshop und führten die künstlerischen Workshops begleitet von InKüLe selber durch.
Dabei gaben die InKüLe Mitarbeiter:innen den ausgewählten Studierenden Hinweise zur Gestaltung der Workshop und unterstützten den gesamten Planungsprozess einschließlich technischer Hilfe, der Raumorganisation und der Werbeaktivität. Die Workshops standen Studierenden aus allen Fachbereichen der UdK Berlin offen und schufen einen Raum für transdisziplinäre Erkundung und Austausch auf allen Ebenen.
Die Workshops widmeten sich thematisch dem Zusammenspiel zwischen physischen Körpern und der digitalen Welt und zielten darauf, unsere Beziehungen zu Stimme, Körper und Identität zu erkunden. Jeder der drei ausgewählten Workshops bot ganz eigene Perspektiven und widmete sich: (1) den Manipulationsstrategien der eigenen Stimme, um die Identität widerzuspiegeln, (2) der Erforschung der Sprache als Verbindung zu unseren Wurzeln und (3) der Verwendung von generierten Avataren als Repräsentationen unserer selbst. Damit bot die Workshop-Reihe mit ihren jeweils eigenen kreativen Zugängen und Fragestellungen den Teilnehmenden ein breites Spektrum an innovativen Erfahrungen und Reflexionen über künstlerische Konstellationen hybrider Körper.
Hybrid Bodies¹ : Disembodiment and Spatiality of Voice
Maryna Makarenko & Özcan Ertek (Studierende von Art in Context & Art and Media)
13. März
Der erste Workshop Disembodiment and Spatiality of Voice (Entkörperlichung und Räumlichkeit der Stimme) wurde von zwei Kunst-Studierenden vorgeschlagen, die sich beide intensiv mit der Beziehung zwischen Stimme und Identität befassen (Workshop Ausschreibung). InKüLe ermöglichte die Zusammenführung und Umstrukturierung ihrer jeweiligen Vorschläge zu einem gemeinsamen kohärenten Themenfeld und Format, das die menschliche Stimme in ihren physischen und digitalen Artikulationsweisen untersuchte. Der Workshop nahm die Teilnehmer:innen hierzu mit auf eine gemeinsame Reise, auf der konventionelle Grenzen von Geschlecht und Identität neu ausgelotet werden sollten. Die Teilnehmenden wurden ermutigt, sich mit vielfältigen und phantasievollen Möglichkeiten des Stimmausdrucks auseinanderzusetzen.
Der Workshop begann mit einer kollektiven Einstimmung unter der Leitung von Maryna Makarenko, bei der die Teilnehmer:innen durch mehrere Deep-Listening Übungen miteinander und mit ihrer Umgebung in Kontakt kamen. Es folgten stimmliche Aufwärmübungen, die einzeln und in Paaren durchgeführt wurden.
Danach gab Özcan Ertek einen kurzen theoretischen Einblick in Techniken der Stimmmodulation. Er präsentierte eine Reihe von Beispielen, die mit dem Einsatz von Stimme auf verschiedenen digitalen Kunstplattformen arbeiten und untersuchen, wie Medien die Wahrnehmung formen und unterschiedliche Identitäten konstruieren. Anschließend wurden die Teilnehmer:innen zu einer praktischen Übung eingeladen, ihre Stimmen aufzunehmen und mit verschiedenen Filtern und Modulationen zu bearbeiten. Den Abschluss des Workshops bildete eine Miniatur-Klanginstallation, bei der die Teilnehmer:innen ihre Stimmsamples zu einer choralen Komposition arrangierten.
Zur technischen Ausstattung des Workshops gehörten eine Wandprojektion für Präsentationsfolien, ein mit Ableton Live installierter Computer für die Aufnahme und Bearbeitung von Stimmen, angeschlossen an ein Sound-Interface und zwei Lautsprecher. Zudem wurden verschiedene Mikrofone, Tonverstärker und Lautsprecher von InKüLe zur Verfügung gestellt, sowie drei Bluetooth-Lautsprecher und Laptops, mit denen sich die Teilnehmer:innen mit ihren eigenen Handys verbinden konnten.
Hybrid Bodies² : Speak Your Story - A Linguistic Exploration of Identity and Diversity
Jane Hwang (Studierende von Art in Context)
22. März
Der zweite Workshop wurde von Jane Hwang geleitet und befasste sich mit der Erforschung kultureller Identität durch die Perspektive der Sprache. (Workshop Ausschreibung) Stark motiviert durch ihre koreanische Herkunft und ihre künstlerischen Kenntnisse im Bereich Videoinstallationen, unterstrich Hwang in ihrem Kurs das Moment existierender und künstlerisch evidenter sprachlicher Vielfalt und befragte die Teilnehmer:innen nach ihren eigenen Erfahrungen und ihrer je eigenen individuellen Geschichte mit Sprache. Hwang ergänzte diesen Zugang zu Fragen nach Sprache mit einem Blick auf das Lautarchiv zur Stimmenforschung im Ersten Weltkrieg, das seit 2019 zum Bestand des Humboldt Forums gehört.
Zu Beginn des Workshops saßen die Teilnehmer:innen in einem Kreis und tauschten persönliche Erfahrungen über Sprache und Sprachgebrauch aus. Anschließend stellte Hwang das Archiv über die historische Laut- und Stimmenforschungen aus dem Ersten Weltkrieg vor, das Tonaufnahmen von verschiedenen Sprachen und Dialekten aus Kriegsgefangenenlagern umfasst. Die Teilnehmenden erhielten Einblick in die damals verwendeten Fragebögen, ihre analytischen Forschungsfragen und Fachdiskussionen, um in die Rolle von Forscher:innen zu schlüpfen und eigenen Fragebögen zu erstellen.
Angelegt als interaktiver Arbeitsprozess erstellten die Teilnehmer:innen kollaborativ ein Miro-Board, das ihre Gedanken und Arbeitsansätze dokumentierte und projiziert auf einer Leinwand im Workshopraum diskutiert wurde. Danach teilten sich die Teilnehmer:innen in kleinere Gruppen auf, um ihre eigenen Fragebögen auszufüllen und die Antworten der anderen auf dem Miro-Board zu notieren. Während des gesamten Workshops wurden über einen zweiten Projektor Bilder auf den Boden projiziert, die eine einladende und zugleich intime Atmosphäre während des Gruppenprozesses schufen.
Hybrid Bodies³: sə'lesCHəl - Experiencing Edges of the Digital Self
Jonny-Bix Bongers (Studierender von Design and Computation)
7. Mai
Der Workshop sə'lesCHəl - Experiencing Edges of the Digital Self wurde von Jonny-Bix Bongers, Alumni des Studiengangs Design and Computation an der UdK/TU-Berlin, geleitet (Workshop Ausschreibung). Jonny-Bix Bongers arbeitet interdisziplinär zwischen Theater und Medienkunst und widmete sich in seinem Workshop den Gestaltungsmöglichkeiten und Kontroversen über Formen, Ideen und Konzeptionen von digitalen Selbstbildern und Avataren.
Der Workshop nutzte Elemente des interaktiven Tools Hyperlinked Rituals, das von Christian Schmidts und Jonny-Bix Bongers entwickelt wurde. Dieses Tool ermöglicht die Einbeziehung realer Interaktionen mit der dynamischen Spielesoftware Unreal Engine, wodurch sich transindividualistische Prozesse virtueller Verkörperung spielerisch erforschen lassen. Dieser Arbeitsansatz des Workshops eröffnete einen Zugang für die Teilnehmenden, digitale Avatare nicht nur als bloße Erweiterungen des Selbst zu begreifen, sondern als existierende Wesen in einem hyperoffenen Zustand zu entwerfen, wodurch sie offen für Interpretationen und spielerische Zugänge werden.
Die Teilnehmer:innen erstellten im Workshop mit Hilfe von MetaHuman zunächst ihren eigenen Avatar und nutzten hierzu auf ihren Smartphones die Unreal Engine mit einem Live Link Plugin, unterstützt durch die Gesichtsbewegungserfassungs-App Live Link Face. Technologisch konnten die jeweils eigenen digitalen Avatare miteinander interagieren. Am Ende des Workshops versammelten sich die Teilnehmenden in einem Webinar mit ihren eigenen Avataren und gestalten mit ihnen eine Online-Konferenz – technisch basierend auf dem Einsatz von OBS als virtuelle Kamera.
Didaktik, Reflexion und Lernhinhalte
Mit der Workshopreihe für studentische Lehrende erprobte und erarbeitete InKüLe ein erstes Modell für ein Peer-to-Peer-Lehren und -Lernen. Als erster Entwurf stand ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der kreativen Gestaltungsfreiheit für die Leiter:innen der Workshops und eine angemessene Anleitung und Unterstützung seitens von InKüLe im Vordergrund. Ein solches Gleichgewicht zu schaffen, galt uns als entscheidendes Kriterium für eine gute und inspirierte Organisation und Konzeptionalisierung der Workshops, sodass diese erfolgreich angeboten werden konnten. Dabei war es den Mitarbeiter:innen von InKüLe wichtig, ein unterstützendes Umfeld zu schaffen, in dem sich die studentischen Workshop-Leiter:innen wohl fühlten und jederzeit Hilfestellungen erfragen und weitere Ideen mitteilen konnten. Im Mittelpunkt stand, eine Basis für eine offene Kommunikation des gegenseitigen Respekts zu schaffen und eine Kultur des kontinuierlichen Lernens zu fördern.
Klare Struktur unterstützt den Austausch und die Effizienz des Lernens
Ein weiterer Schwerpunkt der Workshops lag auf einer interdisziplinären Konzeption, die Studierende aus verschiedenen Studiengängen und Disziplinen ansprechen sollte. Gerade ein interdisziplinäres Arbeiten bietet einen fruchtbaren Boden für experimentelles und damit innovatives Lehren und Lernen. Eine Vielfalt an Perspektiven bereichert die Diskussionen und die Projektausgestaltung der einzelnen Studierenden in der Zusammenarbeit.
Ausschreibung mit Bewerbungsfragebogen
Strukturiertes Bewerbungsformular für klare Vorgaben und Workshop-Konzeptentwicklung
Als Ausgangspunkt für die Workshopreihe haben wir die Teilnahme daran über einen Bewerbungsbogen ausgeschrieben, der leicht zugänglich und einfach zu handhaben sein sollte, um ein breites Spektrum an Einreichungen zu ermöglichen. Die wichtigsten Bestandteile der Bewerbung waren:
- Persönliche Informationen: Die Bewerber:innen wurden gebeten, Angaben zu ihrer Person zu machen, einschließlich ihres aktuellen Immatrikulationsstatus oder ihren Status als ehemalige:r Student:in.
- Verwandte Erfahrungen: Die Bewerber:innen wurden gebeten, bis zu fünf einschlägige Erfahrungen aufzulisten und sich dabei auf Inhalte zu konzentrieren, die direkt mit dem vorgeschlagenen Workshop zusammenhängen, anstatt einen vollständigen Lebenslauf einzureichen.
- Workshop-Beschreibung: Eine kurze Einleitung und eine Beschreibung des vorgeschlagenen Workshops waren erforderlich, wobei eine Wortbegrenzung vorgegeben war, um prägnante und konzentrierte Beiträge zu erhalten.
- Zielsetzung und Zugänglichkeit: Die Bewerber:innen wurden aufgefordert, die Ziele ihres Workshops zu umreißen, auf die digitale Zugänglichkeit einzugehen und zu erläutern, wie ihr Format Studierende mit unterschiedlichem künstlerischen Hintergrund ansprechen könnte. Eingefordert wurde damit ein kritisches Denken über Konzeption und Ziel des eingereichten Vorschlags.
- Technische Anforderungen: Die Aufnahme technischer Anforderungen in den Antrag sollte sicherstellen, dass die Vorschläge realistisch und mit den verfügbaren Ressourcen durchführbar waren.
Für künftige Ausschreibungen zur Einreichung von Beiträgen werden wir spezifischere Leitfäden für die Struktur der Beiträge ausarbeiten, die ausgerichtet auf fachliche Querverbindungen der Workshopthemen mögliche Kooperationen denkbar machen und einen interdisziplinären Austausch der Studierenden fördern.